WKÖ-Bundessparte Transport & Verkehr, AISÖ und vida unterstützen mit WU Wien das Roll out eines Projektes der Uni Lund

Obwohl Österreichs Wirtschaft allgemein kaum vom Fleck kommt, werden immer mehr Güter auf den heimische Straßen bewegt. Ein Grund dafür ist die so genannte Kabotage: Damit ist gemeint, dass ein Transportunternehmen innerhalb eines anderen Staates als seinem Heimatland Aufträge erledigt, also etwa ein rumänischer Lkw Transporte innerhalb Österreichs abwickelt.

Zur Regelung der Kabotage gibt es zwar eine EU-Verordnung, diese hat sich jedoch als weitgehend zahnlos erweisen. Wie viele Kabotage-Fahrten es wirklich gibt, kann derzeit niemand realistisch beziffern. Experten gehen davon aus, dass es wesentlich mehr sind als von offiziellen Statistiken ausgewiesen.

Klacska: Unbeachtete „Grauzone“ gefährdet heimische Transportwirtschaft

Dass diese „Grauzone“ von der Politik unbeachtet bleibt, kommt Österreichs Transportwirtschaft teuer zu stehen, warnt Alexander Klacska, Obmann der Bundessparte Transport und Verkehr in der WKÖ sowie der Arbeitsgemeinschaft Internationaler Transportunternehmer Österreichs (AISÖ): „Im Wettbewerb gegen Preisdumping-Konkurrenz aus Billiglohnländern bleiben heimische Frächter immer öfter auf der Strecke. In einem Geschäft, das ohnehin von hohem Kostendruck und Wettbewerb gekennzeichnet ist, kann das existenzgefährdend sein! Die derzeitige Gesetzgebung muss dringend reformiert werden, um den Behörden effektive und gezielte Kabotage-Kontrollen zu ermöglichen.“

Projekt Cabotagestudien.at startet

Um das Ausmaß der Kabotage in Österreich transparent zu machen, starten jetzt auch hierzulande erstmals fundierte Erhebungen: Unter Federführung des Instituts für Transportwirtschaft und Logistik der WU Wien in Zusammenarbeit mit Prof. Henrik Sternberg von der Universität Lund und unterstützt von der Bundessparte Transport und Verkehr, der Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft vida und der AISÖ wird das Projekt Cabotagestudien.at durchgeführt. Startschuss für das Roll out des Projektes in Österreich ist der 24. April 2016. Klacska: „Damit werden wir Klarheit über das Ausmaß und die Auswirkungen des internationalen Straßengüterverkehrs in Österreich schaffen und liefern der Politik eine Grundlage für die längst überfälligen Weichenstellungen“.

Delfs: Politik aufwecken, um notwendige Rahmenbedingen zu schaffen

Der Bundessekretär für den Straßenbereich in der Gewerkschaft vida, Karl Delfs, unterstreicht: „Es kann nicht sein, dass durch eine mangelnde EU-Verordnung und die personelle und infrastrukturelle Ausdünnung der Kontrollbehörden in Österreich, wie zum Beispiel der Finanzpolizei, tausende Arbeitsplätze im Straßengüterverkehr vernichtet werden und Fahrer aus Billiglohnländern innerösterreichische Transporte durchführen. Mit dieser Untersuchung wollen wir das Ausmaß dieser Auswüchse mit Zahlen belegen und die europäische, aber auch die nationale Politik aufwecken, endlich für Rahmenbedingungen zu sorgen, die den Erhalt hochqualifizierter österreichischer Arbeitsplätze im Transportsektor  sicherstellen“, so Delfs.

App hilft, Bewegungen der Lkw nachzuvollziehen

Bereits seit 2012 läuft das Forschungsprogramm Cabotagestudien (www.cabotagestudien.com), das sich mit dem internationalen Straßengüterverkehr in Europa beschäftigt, erfolgreich in Schweden. Dort konnte damit  – ebenso wie mittlerweile auch in Norwegen und Dänemark  – schon klar aufgezeigt werden, dass das wahre Ausmaß des internationalen Straßengüterverkehrs innerhalb dieser Länder viel größer ist als dies offizielle Straßengüterverkehrsstatistiken ausweisen.

Der Ansatz hinter dem Programm ist so simpel wie effektiv: Die Bewegungen ausländischer Lkw innerhalb eines Landes werden mittels sogenanntem empirischen Crowdsourcing erfasst. So lassen sich Bewegungsmuster aufzeigen, die in weiterer Folge zu verlässlichen Informationen über den Umfang des internationalen Straßengüterverkehrs wie z.B. Kabotage-Tätigkeit innerhalb Österreichs führen.

Herzstück des Projektes ist eine kostenfreie App, die sich jeder Interessierte  herunterladen kann. Damit können Fahrzeugkennzeichen von ausländischen Lkw eingegeben werden. Alle Daten, die auf diese Art gesammelt werden, werden völlig anonymisiert und ausschließlich für Forschungszwecke verwendet.

Klacska: „Je mehr Personen die App nutzen, desto genauer können die Bewegungen der Lkw nachvollzogen und Muster abgelesen werden. Daher möchten wir alle Interessierten auffordern, uns mit diesem Vorhaben zu unterstützen“. (PWK279/PM)

Rückfragen:
Wirtschaftskammer Österreich,
Bundessparte Transport und Verkehr
Dr. Erik Wolf
T: 05 90 900 – 3251
E: bstv@wko.at